Januar2011
Vogelsbergwanderung

Grünberg Rundwanderweg
- Wanderung am 19.8.2012 -

diese Wanderung ist leider wegen der zu großen Hitze (Jahreshitzerekord)
ausgefallen und wird wahrscheinlich im nächsten Jahr durchgeführt!!!
  
                                                   
"Die Luft in unserer Stadt ist rein. Von Epidemien weiß man hier seit Jahren nichts. 
Hier in Grünberg ist die Luft rau aber herzlich."
                                                           Carl Glaser, Chronist, 1845


 
Rau ist das bildliche Intro, aber herzlich die Einladung zur Wanderung am Sonntag, 
die uns durch den westlichen Vogelsberg führt. Wer in Grünberg seinen Rundkurs beginnt, 
ist wandertechnisch gesehen kein Greenhorn, sondern geländeerprobt durch andere Strecken. 
Er bewegt sich auf erdigen Waldwegen und an Waldrändern entlang, überquert landwirtschaftlich 
genutzte Wiesen und (Getreide-)Felder und kann nur erahnen, inwieweit Letztere bereits geprägt 
sind von den Greening-Auflagen der Brüsseler Agrarpolitik. Das Grün der Wiesen, Pflanzen und 
Bäume, das Gelb der (abgeernteten) Weizenfelder, das Rot der Dächer und das Blau des Himmels 
- eine Farbpalette von Grundfarben, die sich dem Betrachter auf seiner Rundwanderung darbietet. 
Dessen Blick schweift in eine sanfte Hügellandschaft, die weite Horizonte eröffnet und eine 
innere Ruhe herstellt, die sich durchaus von einer melancholischen Stimmung zu unterscheiden 
weiß. Keine schroffen Anhöhen, keine steilen Anstiege, keine unnötigen Ablenkungen, keine 
Ausweichmanöver gegenüber leistungsfixierten Radlern - stattdessen Muse zur Naturbeobachtung 
(wenn man es denn will): Rehe auf der Lichtung, überhaupt nicht scheue kleine Frösche auf dem 
Gehweg und geduldig kreisende Raubvögel, die ihr Opfer längst erspäht haben und jeden Moment 
in die Tiefe stürzen.

Vom Marktplatz, dem Herzstück der historischen Altstadt ("gut Stubb") und dominiert vom Rathaus im Renaissancestil (1586), führt der Weg nach nur 100 m hinunter ins Naherholungsgebiet Brunnental, um dann nach rund 2,5 km durch Felder und Wiesen die auf circa 300 m gelegene Queckborner Höhe zu erreichen. Dort eröffnet sich ein exzellenter Panoramablick auf Grünberg und die gesamte Umgebung. Die Markierung Turm auf gelbem Grund weist den Weg über Feld- und Waldwege nach Göblnrod, vorbei am Wartberg (Aussichtsturm) und schließlich nach Stangenrod, einer weiteren Grünberger Eingemeindung. Nach Überquerung der Landesstraße L 3072 windet sich die Strecke durch ein langgezogenes Waldgebiet, streift dabei Hügelgräber und die ehemalige Eisenerzgrube "Otto", um dann am nordöstlichsten Punkt, die Windräder auf der Anhöhe vor Augen, scharf nach rechts abzubiegen. Durch nahezu unberührte Natur erreichen wir nach circa 17 km den ruhigen, idyllisch gelegenen und in einem rechten Winkel verlaufenden Abtsteich. Weiter geht es auf Wald- und Wiesenwegen an den Stockhäuser Teichen - mit den klangvollen (Amtmann-Rödiger-Teich) und phantasiereichen (Trockner Fräulein-Teich - eine von Charlotte Roche bewusst vermiedene Bezeichnung) Namen - vorbei durch ein schönes Waldgebiet mit dem Aussichtspunkt Bobenhäuser Kopf. Schließlich stößt der Wanderweg - im letzten Abschnitt identisch mit den Markierungen Krone auf gelbem Grund (Residenzweg) und Pfanne auf gelbem Grund (Pfannenweg) - auf die am Waldrand gelegene Sportschule des HFV. Von hier aus ist es nicht mehr weit ins Zentrum von Grünberg, das über das Brunnental oder auf direktem Wege angesteuert werden kann.
Hinweis: Wenn auch der Rundweg so gut wie keine Stadtberührung hat und naturnahe Wald- und Wiesenwege aufweist - ein kleinerer Abschnitt auf asphaltiertem Fernradweg (kaum Betrieb) und die (sehr kurze und aus Anschlussgründen erforderliche) Passage durch das Industriegebiet von Grünberg sind in Kauf zu nehmen. Da wir keine Kurzstrecke gewählt haben, sind Sportlichkeit und robuste Mentalität gefragt. Die Belohnung folgt auf dem - seine Arbeit erledigten - Fuße…

GRÜNBERG
Grünberg ist eine Großgemeinde mit 14.700 Einwohnern, bestehend aus der Kernstadt sowie 13 weiteren Gemeinden. Die Stadt wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Landgraf Ludwig III. von Thüringen gegründet, um seinen Besitz vor den feindlichen Mainzer Bischöfen zu schützen. 1195 zerstörten Mainzer Truppen die Burganlage, die 1186 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Antoniterkloster, das ungefähr Anfang des 12. Jahrhunderts gegründet wurde und eines der ältesten und wichtigsten war, dominierte ganz Nord- und Ostdeutschland. Im Laufe der Zeit ließen sich hier auch die Franziskaner nieder. Bereits 1230 war Grünberg Münzstätte und trat 1254 mit Orten wie Marburg oder Alsfeld dem Rheinischen Städtebund bei. Impulse für den städtischen Reichtum empfing Grünberg durch seine exponierte Lage an einem der großen Handelswege zwischen Frankfurt und Mitteldeutschland: der Hohen Straße. Ein für damalige Zeiten großtechnisches Projekt errichtete die Stadt 1419 mit einer zentralen Wasserversorgung, die aus dem 60 m tiefer gelegenen Brunnental (vgl. Beschreibung) Quellwasser mechanisch auf den Berg pumpte.
Im Zuge der Reformation wurde Grünberg zwischen 1524 und 1527 lutherisch, der Landgraf löste die Klöster auf und widmete sie um: Das Antoniterkloster wurde zum Witwensitz, das Augustinerinnenkloster zum städtischen Hospital. 1593 lebten 432 Vollbürger in der Stadt, deren Anzahl nach dem Dreißigjährigen Krieg und der Pestepidemie auf 220 zurückging. Danach entwickelte sich Grünberg allmählich zu einer Ackerbürgerstadt.
Ackerbürger
"Als Ackerbürger werden diejenigen Bürger einer Stadt bezeichnet, die im Haupterwerb Landwirtschaft betrieben und daraus den wesentlichen Teil ihrer Einkünfte bezogen. Ackerbürger stellten seit dem Mittelalter innerhalb der städtischen Sozialstruktur eine Sondergruppe dar. Ein Ackerbürger war keinem der typisch städtischen Erwerbsstände zuzuordnen. Er war ein Bauer mit Bürgereigenschaft und bewirtschaftete seine Ländereien innerhalb der städtischen Feldmark, die durch ergänzende Pachtung von landwirtschaftlicher Nutzfläche anderer Bürger hinreichend große Wirtschaftseinheiten ergaben. Ackerbauern, also ‚Stadtbauern', gab es gleichermaßen in größeren wie kleineren Städten." (zit. n. Wikipedia) Wie schwer Ackermänner, also städtische Bauern, körperlich auszehrten infolge ihrer im Schweiße ihres Angesichts betriebenen Bewirtschaftung ihres Profits, verdeutlicht nachdrücklich das einleitende Plakatmotiv. In der Regel kehrten diese städtischen Ackermänner völlig verarmt, moralisch beschädigt und physisch entkräftet - unfähig zu einer Siegerpose - als Bergbauern in ihre Schweizer Heimat zurück. Im 19. Jahrhundert erlangte die Stadt ihre ursprüngliche Bedeutung wieder und prosperierte durch örtliches Handwerk (Schuster und Weber), Bahnanschluss (1869) und die Niederlassung von Textilfabrikanten. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bombenangriffe zahlreiche Häuser und töteten 150 Einwohner. Seit 1969 wird die Altstadt mit ihren historischen Fachwerkhäusern umfassend rekonstruiert, seit 1983 firmiert Grünberg unter der Bezeichnung "staatlich anerkannter Luftkurort". Grünberg unterhält zwei Städtepartnerschaften: zu > 1) Condom (Südwestfrankreich) - seit 1973 zu > 2) Mragowo (nordöstliches Polen) - seit 1993 Die erste Partnerschaft stellt eine absolute Sicherheitspartnerschaft dar, die darauf bedacht ist, Unbeabsichtigtes zu verhüten. Die Condomer Straße in Grünberg macht einen sehr unaufgeregten Eindruck. Die zweite Partnerschaft besteht zu der in Ostpreußen gelegenen Stadt Mragowo, dem früheren Sensburg (in der Nähe von Olsztyn, früher Allenstein). Eine Partnerschaft mit Zielona Gorá, dem polnischen Grünberg in Schlesien, besteht nicht. Vielleicht macht es wenig Sinn, eine Partnerschaft mit sich selbst einzugehen. Die Wanderung im Telegrammstil Strecke Grünberg/Marktplatz - Brunnental - Eisteich - Queckborner Höhe - Göblnrod - Wartberg (Aussichtsturm) - Stangenrod (Grillhütte mit Vogelsberg-Fernsicht) - Hügelgräber/Eisenerzgrube "Otto" - Abtsteich - Stockhäuser Teiche (Amtmann-Rödiger-Teich, Trockener Fräulein-Teich) - Bobenhäuser Kopf (Aussicht) - Sportschule Grünberg - Brunnental - Marktplatz Weglänge 24 km, Gehzeit (ohne Pause) circa 6 Stunden, Höhenunterschied 100 m, Schwierigkeitsgrad leicht bis mittelschwer Anfahrt mit Pkw: A5 (Richtung Kassel) bis Abfahrt Reiskirchen/Buseck - auf der B49 (= Deutsche Fachwerkstraße) nach Grünberg (AB-Abfahrt > Grünberg = 10 km) Abfahrt 9.30 Uhr in Frankfurt von den jeweiligen Pkw-Abfahrtsorten (Die Fahrtzeit nach Grünberg dauert circa 45 Minuten, Einfachstrecke = 70 km) Treffpunkt Grünberg, Parkplatz Diebsturmstraße, direkt neben der Neuapostolischen Kirche (die B49 führt direkt ins Zentrum, gleich rechts abbiegen und der Ausschilderung Hungen folgen, die Abbiegestraße ist die Bismarckstraße, von ihr geht es nach wenigen Metern rechts rein zum Parkplatz Wanderbeginn Start ist pünktlich um 10.15 Uhr am beschriebenen Parkplatz Pause/Rast/Einkehr Unterwegs gibt es genügend Picknickplätze (ausreichend Getränke mitnehmen!), zum Abschluss bieten sich in Grünberg vor schöner Fachwerkhauskulisse verschiedene Einkehrmöglichkeiten an - vom Eissalon bis zum rustikalen Gasthaus. Da mit einer Rückkehr in Grünberg/Marktplatz gegen +/-18.00 Uhr zu rechnen und die Rückfahrt noch einzukalkulieren ist, empfiehlt sich etwas "Handfestes" zum Abend bereits vor Ort Kontakt Bernd oder Thomas - Mitfahrmöglichkeiten können wir anbieten; weitere Fahrer bitte melden zwecks Koordination der Anfahrt, die wie immer informell abgesprochen wird (BW, 8/2012) Bernd und Thomas
J2012_07Jahr2012J2012_09Vogelsbergwanderung